5. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Markus (1,29-39)
Es ist, als ob der Evangelist Markus uns einen Tag aus dem Leben von Jesus beschrieben hat: Ein Tag mit vielen Menschen und vielen Emotionen und Ereignissen: Die Heilung eines epileptischen Mannes in der Synagoge von Kafarnaum; dann die Gesundung der Schwiegermutter des Petrus; dann sammeln sich immer mehr Menschen vor dem Haus und Jesus heilt viele Kranke und befreit Menschen von den negativen Kräften, die in ihnen wirken. Will der Evangelist Markus so illustrieren, was Jesus angekündigt hat: Das Reich Gottes, die Gottesherrschaft, ist nahe! Gottes heilsame Kraft wird in und durch Jesus aktiv und wird heilsam für die Menschen?
Ist Ihnen aber auch aufgefallen, dass gesagt wird, dass Jesus „viele“ Kranke heilte? Warum nicht alle? Und als Petrus und die anderen Jesus suchen und ihm sagen: „Alle Leute fragen nach dir!“, antwortet er: „Wir müssen auch noch in die anderen Dörfer gehen, um überall die rettende Botschaft zu verkünden. Das ist meine Aufgabe.“ Jesus betrachtet es als seine Aufgabe an erster Stelle den Menschen von Gott zu erzählen, sie zu dem sie liebenden Gott hinzuführen. Seine Heilungen sind nur Bestätigungen dafür, Zeichen, dass Gott wirklich in ihm wirkt und ihr Wohl will. Jesus will den Weg zu Gott ebnen. Er will Geschmack auf Gott machen, die Menschen dazu bringen, Gott in ihrem Leben Raum zu geben.
Er will nicht alle Krankheiten und Leiden aus dem Leben „wegzaubern“. Er will, dass die Menschen zu Gott finden. Und sehr oft sagt er dann auch zu denen, die geheilt wurden: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Zu einem Glauben an Gott, zu einem tiefen Vertrauen zu Gott finden, ist das alles Entscheidende im Leben.
In diesem tiefen Vertrauen zu Gott lebt Jesus, denkt und handelt er. Deswegen pflegt er auch so stark seine Beziehung zu Gott, indem er sich immer wieder in die Einsamkeit zurückzieht, die reale Verbindung mit Gott sucht, indem er betet. Früh am Morgen steht er auf, nimmt sich bewusst Zeit für Gott, indem er betet, mit seinem Vater spricht. Er sucht den existentiellen Rückhalt beim Vater. Er „tankt“ bei ihm auf, um dann wieder geben zu können. Er betet, um dann wieder sinnvoll arbeiten und handeln zu können. Diese tiefe Verbundenheit mit Gott ist die Kraftquelle, aus der Jesus lebt, die ihn in seinem Denken und Handeln prägt.
Und das ist dann auch die Botschaft, die der Evangelist Markus uns hier vermitteln will: Nur indem wir immer wieder die Verbindung mit Gott suchen, zu ihm sprechen, uns ihm anvertrauen, ihm das, was uns zutiefst berührt (sowohl unsere positiven als unsere negativen Erfahrungen) anvertrauen ... nur dann bleibt unsere Beziehung zu Gott lebendig. Sonst verdunstet unser Glaube an Gott. Sonst driften wir, zuerst unmerkbar, aber dann langsam und sicher, immer weiter von Gott weg und hören auf, wirklich an ihn zu glauben, ihm wirklich zu vertrauen. Wenn wir nur in unsere Aktivitäten aufgehen, nur mit unseren Sorgen und Wünschen beschäftigt sind, verlieren wir unseren wahren Rückhalt und verirren uns im Leben.
Wir brauchen es, immer wieder Abstand zu nehmen, uns zurück zu ziehen, bei Gott zu verweilen, uns und unser Leben ihm anzuvertrauen, zu beten, um daraus Lebenskraft zu bekommen. Jesus hat uns den Weg gezeigt, wie wir das können.